Netzwerken – Was wichtig ist, um gut vernetzt zu sein
Ein Gastbeitrag von Andrea Alvermann, Französischübersetzerin
Silke und ich, wir gehören beide einem wunderbaren, außergewöhnlichen Netzwerk an: dem Texttreff. Einmal im Jahr veranstaltet dieses Netzwerk ein Blogwichteln. In diesem Jahr habe ich Silke gewichtelt, um einen Beitrag für ihr Blog zu schreiben. Eine spannende, große Herausforderung, denn mit Gesundheitsthemen habe ich – außer vielleicht privat – überhaupt nie nichts zu tun. Ich bin Französischübersetzerin. Noch dazu für literarische und juristische Texte. Medizinische Gebiete berühre ich da höchstens von Ferne, in irgendwelchen Gerichtstexten, in denen es um Körperverletzung geht. Doch das kommt selten vor. So stellte sich also die Frage: Was schreibe ich bloß in Silkes Blog?
Die Antwort war dann ebenso schlicht wie einfach:
Ich schreibe etwas über Netzwerken. Denn das ist, denke ich, immer und überall ein ganz wichtiges Thema. Und es hat gewissermaßen auch etwas mit Gesundheit zu tun, denn wer ein gutes Netzwerk hat, dem wird in der Not geholfen – gelegentlich auch, wenn er krank ist. Genau dafür haben wir gerade wunderbare Beispiele in unserem Netzwerk, in dem mehrere Frauen an Brustkrebs erkrankt sind. Krebs gehört auch heute noch zu einer der bedrohlichsten Krankheiten. Wer diese Diagnose erhält, fällt erst einmal in ein tiefes Loch. Freunde und Verwandte sind dann gefordert einen aufzufangen, zu halten und diese schwierigen Zeiten mit uns durchzustehen.
Doch was machen die, die keine Familie haben oder deren Familie weit entfernt lebt? Zumal auch die Familie in solchen Zeiten oft an ihre Grenzen gerät. Glücklich, wer dann ein gut funktionierendes Netzwerk aus Freunden, Bekannten, Nachbarn und Kollegen hat, die einspringen, wenn sie gebraucht werden.
Nur, wie schafft man sich ein solches Netzwerk? Eigentlich sind Netzwerke keine neue Erfindung. Es hat sie schon immer gegeben. Gerade auf dem Land spürt man das auch heute noch. Zum einen gab es früher die Großfamilie, doch auch die war auf die Mithilfe von Nachbarn angewiesen. Aus unserem Dorf in Frankreich kenne ich das auch heute noch. Da teilen sich beispielsweise mehrere Nachbarn die teuren Erntegeräte und helfen einander gegenseitig während der Erntezeit.
Heutzutage gibt es neben der nachbarschaftlichen Hilfe auch noch das Internet, in dem Netzwerke aus dem Boden schießen. Die einen dienen rein beruflichen Zwecken, andere ähneln eher Selbsthilfegruppen. Eines haben sie alle gemeinsam: sie dienen dem gegenseitigen Austausch, der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung.
Allerdings sollte man in diesen Netzwerken ein paar Regeln beachten:
- Stellen Sie sich kurz vor, wenn Sie einem neuen Netzwerk beitreten. Jeder weiß gerne, mit wem er es zu tun hat und wer sein Gegenüber eigentlich ist.
- Seien Sie ehrlich. Natürlich kann man sich im Internet gut hinter einer Pseudo-Identität verstecken. Man kann ohne oder mit falschem Foto auftreten. Man kann ein Pseudonym verwenden. Und man kann in gewissem Rahmen auch eine Rolle spielen – besser noch als im echten Leben. Doch auf Dauer ist das anstrengend und irgendwann fällt es dann doch auf. Netzwerken Sie lieber authentisch. Da haben alle Beteiligten mehr davon.
- Netzwerken bedeutet „geben und nehmen“. Überlegen Sie sich, was Sie von dem jeweiligen Netzwerk erwarten und was Sie selbst zu geben haben. In Tauschbörsen sind das Dinge, in Selbsthilfegruppen ist es oft ein Erfahrungsaustausch und in beruflichen Netzwerken ist ihr Fachwissen gefragt. Seien Sie diesbezüglich großzügig, dann bekommen Sie Ihren Einsatz tausendfach zurück.
- Schreiben Sie in einem Netzwerk nichts, was Sie der oder den betroffenen Person/en nicht auch persönlich ins Gesicht sagen würden. Manchmal gibt es hitzige Diskussionen, dann ist es gelegentlich hilfreich, eine Mail erst einmal eine Nacht ruhen zu lassen, bevor man sie am nächsten Morgen nochmal anschaut. Schicken Sie sie erst ab, wenn Sie sie nochmal gelesen haben und immer noch hinter dem stehen, was da steht.
- Auch hier gilt: Weniger ist oft mehr. Beteiligen Sie sich lieber seltener aber regelmäßig als sporadisch mit ständigen Kommentaren zu jedem Thema. Es gibt auch noch ein Leben außerhalb des Internet – das sollte man nicht vergessen.
Zum Schluss noch eine Erfahrung aus unserem wunderbaren Texttreff-Netzwerk: Wir treffen uns regelmäßig auch im echten Leben. Ein Netzwerk, das uns auch in Lebenskrisen zur Seite steht, kann nicht nur virtuell funktionieren. Da braucht es – über die virtuellen Kontakte hinaus – auch den echten, realen persönlichen Kontakt.
Ich wünschen Ihnen allen, dass es Ihnen gelingt, sich solche Netzwerke aufzubauen, die Sie unterstützen, wenn Sie es irgendwann einmal wirklich brauchen. Und darüber hinaus: Bleiben Sie gesund!
Zur Autorin:
Andrea Alvermann ist staatlich anerkannte Übersetzerin für Französisch und allgemein ermächtigt für Französisch (OLG Düsseldorf). Sie stellt ihre Dienstleistungen auf ihrer wunderschönen Website www.alvermann-uebersetzungen.de näher vor und bloggt über Frankreich und den französischen Lebensstil unter www.franzoesischuebersetzungen.de.