Neuer Podcast: Evidenz-Geschichte(n)
Evidenzbasierte Medizin, das ist ein von objektiven Fakten geprägtes Fachgebiet: nicht immer leicht zu verstehen, meistens mit viel Arbeit verbunden und eine Welt der Zahlen und Formeln. Ja, das stimmt. Aber damit ist noch nicht alles gesagt. Die evidenzbasierte Medizin (EbM) ist auch eine Welt, in denen Geschichten von klugen Köpfen, scheinbar unlösbaren Problemen, spannender Forschung, Rivalität und Dramatik zu Hause sind: Die Geschichte der evidenzbasierten Medizin setzt sich aus vielen kleinen und großen Einzelgeschichten zusammen.
Iris Hinneburg, Medizinjournalistin, EbM-Expertin und geschätzte Kollegin hatte die Idee, diese Geschichten zu erzählen. Und zwar so, wie man gemeinhin Geschichten erzählt: von Mund zu Ohr. Als sie mich fragte, ob ich Lust hätte, bei diesem Podcast-Projekt mitzuwirken, habe ich mich sehr geehrt gefühlt und nicht lange überlegt. Und nun ist der erste Teil der Podcast-Reihe Evidenz-Geschichte(n) online. Ich freue mich sehr, denn ich mag ihn. Wir erzählen darin gemeinsam, welche Ereignisse die evidenzbasierte Medizin geprägt haben, welche Bedeutung das Geschehen für die Menschen und die Medizin damals hatte und was davon auch heute noch für uns wichtig ist.
Im ersten Podcast geht es um James Lind, der 1747 als erster Arzt eine Methode anwandte, die heute zum Goldstandard bei medizinischen Studien gehört. Um herauszufinden, welche Therapiemethode wirkt – und ob überhaupt eine wirkt – wandte er zum ersten Mal eine Methode an, die heute aus medizinischen Studien nicht mehr wegzudenken ist. Dabei kämpfte er nicht nur gegen eine rätselhafte Krankheit, sondern auch gegen die Ansichten der britischen Admiralität. Ein unter damaligen Bedingungen aussichtsloses Unterfangen. Wie er es trotzdem schaffte, kann man im Podcast nachhören (Link siehe unten).
Aus Geschichten lernen
Wir bedienen uns beim Erzählen einer guten alten Tradition: Wir nutzen die Technik des Storytellings, um Wissen weiterzugeben. Dieser uralten Kulturtechnik fühlen wir uns verbunden und möchten dabei nicht lehren oder belehren, sondern unterhalten und informieren. Denn genau darin liegt der Vorteil des Storytellings: Es schafft Verbindungen, die es uns Menschen leichter machen, Informationen zu speichern und abzurufen. Darüber habe ich hier im Blog ja schon öfter geschrieben.
Dabei sind wir uns durchaus bewusst, dass Storytelling in der Wissenschaftskommunikation auch Schwächen hat. Iris beschreibt sie in ihrem Blogbeitrag sehr anschaulich und verlinkt zu interessanten Artikeln und Diskussionen zu diesem Thema. Auch ich habe mich hier schon mit den Gefahren durch Geschichten befasst. Dennoch sind wir überzeugt, dass sich das Format "Geschichte" sehr gut eignet, um sich mit den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin bekannt zu machen. Denn Geschichte wird durch Geschichten lebendig.
Dabei kommen Quellen und Fakten nicht zu kurz. Wir haben den Anspruch, transparente und überprüfbare Informationen weiterzugeben. Deshalb finden sich unter jedem Podcast eine Linksammlung und wir fassen am Ende der Geschichten die Fakten noch einmal zusammen und stellen den Bezug zur Gegenwart her.
Der Podcast
Evidenz-Geschichte(n): Eine kurze Geschichte der evidenzbasierten Medizin
1. Folge: James Lind: Warum wir Kontrollgruppen brauchen
2. Folge: Austin Bradford Hill und der Streptomycin-Versuch: Vorteile der Randomisierung
3. Folge: Franz Mesmer und dem animalischen Magnetismus: Verblindung bei Studien
4. Folge: Die Geschichte der CAST-Studien: Das Problem der Surrogatendpunkte
5. Folge: Die Geschichte der systematischen Reviews und der Cochrane Collaboration
Wir freuen uns über Kommentare, Ergänzungen, Abonnenten und Weiterempfehlungen.